Das Thema ‚Altern‘ ist in unserer Gesellschaft weitgehend negativ besetzt. Es gehört zwar unvermeidlich zu unserem Leben; aber eigentlich bedroht es uns. Das gilt nochmals verschärft für das ‚Altern in Haft‘. Gelegentlich wird sogar von einer doppelten Strafe gesprochen: Dem Verfallsprozess des Alterns ausgesetzt zu sein, und dann noch Haftbedingungen als zusätzliche Treiber von altersassoziierten Verfallsprozessen. Freilich ist diese Defizitorientierung eher Teil des Problems als Teil der Lösung. Altersspezifische Bedarfe und Kompetenzen drohen zu verschwimmen. Der Vortag widmet sich deshalb einem anderen Blick: Würdevoll zu Alten in „Verletzlichkeit und Reife“ (Kruse). Es werden die Gefahren der soziokulturellen Abwertung der Lebensphase Altern ebenso skizziert wie das Verständnis von Altern als selbstbestimmtes Gestaltsal. Abschließend wird die Frage aufgerufen werden, ob würdevolles Altern unter den Bedingungen von Haft nur Ohnmacht hervorruft oder auch Gestaltungsmacht eröffnet.

 

Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl, Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB)